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Entstehung

Wie alles begann 


Die Wüste in Marokko hat mich so lange gerufen. Ich wusste nicht, dass in dieser Sehnsucht schon alles enthalten war. Wer ich bin, was ich zu tun habe und wie es ist, in sich drinnen nach Hause zu kommen. Es gilt das Wagnis einzugehen, den ersten Schritt zu wagen, ohne den nächsten zu kennen. 

Die Wüste liebt mich und ich liebe sie 


Ende Oktober 2016 war es soweit. Ich stieg in den Flieger und reiste mit einer Yoga-Gruppe nach Marokko in die höchsten Dünen von Erg Chebbi nach Merzouga. Nach der Anreise, dem freundlichen Empfang und einem späten Zubettgehen erwachte ich, schon wenige Stunden nach dem mühseligen Einschlafen und war hellwach. Vorsichtig wie ein Schatzkästchen öffnete ich die Gardinen. Es war als würde sich der Vorhang in ein anderes Leben öffnen. Die Wüste selbst gab mir den Schlüssel in mein Herz. Es war Liebe auf den ersten Blick. Ich staunte so über die Schönheit der großen und goldenen Dünen, die mächtigen Palmen, die Luft, der Duft, der Klang der Wüste. Ich nahm mein Tuch, schlich durch das mir unbekannte Hotel, kein Laut war zu hören und kein Mensch zu sehen. Die Tür zur Terrasse mit direktem Blick in die Wüste stand weit offen. Ich begann die tiefste Meditation meines Lebens. Mir war heiß obwohl es mich fröstelte. Ich war sprachlos obwohl sich tausend Wörter formten. Ich war leer obgleich sich meine Seele mit jedem Herzschlag füllte. Unaufhaltsam liefen die Tränen und etwas in mir sank in tiefen Frieden.  

Die Berber 


In einiger Entfernung kamen an diesem Morgen die Berber mit ihren Kamelen aus der Wüste zurück. Ich hörte ihre Stimmen, ich hörte ihre Sprache und sie war mir so vertraut. Das wirkte so intensiv und anziehend auf mich, als könne ich zu ihnen gehen, mich um die Kamele kümmern, sie absatteln, sie versorgen mit Wasser und Futter. Als könne ich mich zu den Männern ans Feuer einfach dazu setzen, mit ihnen frühstücken und palavern bei einem Schluck heißen Tee. Noch war es nicht soweit.


Doch bevor ich meine Reise antrat wollte ich schon wissen: Was ist wenn ich länger bleiben möchte? Es sei kein Problem wurde mir gesagt, also buchte ich nur den Hinflug! Nach wenigen Tagen im Wüsten-Camp ritt die Gruppe mit den Kamelen zurück ins Hotel. Ich blieb. 


Ich blieb voller Vertrauen in einem Land das ich nicht kannte, mit Männern, die ich nicht kannte im Nirgendwo mitten in der Wüste von Marokko. Mein Traum erfüllte sich. Die drei Männer waren Berber. Sie versorgten das Camp und uns zwei Frauen. Mich und Sara, die sich kurzerhand entschlossen hatte ebenfalls zu bleiben. Tamazirt. Sie lehrten uns die Sprache: Affa für Feuer, Ayur für den Mond, Arum für Brot. Alrum für Kamel. Am meisten amüsierte sie, wie wir mit Messer und Gabel vom eigenen Teller speisten. Bei ihnen war das Brot das Besteck und sie aßen zusammen aus einer großen Schüssel, die mitten auf dem Tisch stand. 

Die Wege der Seele 


Jeden Abend wurde ein Feuer entzündet und sie spielten und trommelten für uns. Sie sangen alte Lieder aus der Tradition der Gnaoua, ursprüngliche, schwarzafrikanische Musik. Einer von ihnen war MBarak. Er hatte mich Tage zuvor auf dem Weg zum Yoga angesprochen: "You are not German, tu est Famme de Berber," und lächelte mich an. Ich lächelte zurück. Es entspann sich was zwischen uns. Was erlebten wir wenige Tage später, als wir für Ayur den vollen Mond trommelten. Wir hatten zu wenige Wörter für eine gemeinsame Sprache und so gab die Musik den Takt an. Der Rhythmus trug uns bis in den Himmel hinauf, einer fragte und der andere antwortete, wie auf einer Leiter, von einer Oktave zur nächsten, wie eine Welle, wie eine unaufhaltsame Welle, die uns wegtrug von dieser Welt in eine andere Welt, in eine andere Dimension, in der wir uns vor langer Zeit verabredet hatten. Das wurde uns in dieser Nacht klar. Wir haben uns über Kontinente hinweg wieder gefunden. Der Berber und die Nomadin. 

Der besondere Platz des Großvaters


Erst im nächsten Frühjahr als wir uns das dritte Mal sahen, nahm er mich an der Hand und zeigte mir eine Ruine. Hier hat mein Großvater gelebt, sagte er. In dem verbliebenen vier Wänden ohne Dach setzen wir uns auf die Erde nieder. Es wurde ein stilles Gebet. Der Geist des Großvaters war zu spüren, als spräche er zu uns, da seit ihr endlich. Mein Erbe an Euch, habe ich mit meinen eigenen Händen erbaut, aus dem was ich hatte und aus dem was Allah mir gab. Ihr werdet es wieder zum Leben erwecken. Ihr werdet einen Ort daraus machen wo singen, tanzen und Freude herrscht. Jeder soll willkommen sein und mit einem gefüllten Herz seine Reise fortsetzen. 

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